Obwohl gestern rund 150 Schüler, Lehrer und Gäste die Aula unserer Schule füllten, war es unglaublich ruhig. Der Grund war ein ganz besonderer Gast: Jürgen Vietor, der Copilot der Lufthansa-Maschine „Landshut“, die im Deutschen Herbst 1977 von palästinensischen Terroristen entführt worden war.
Mehr als einhundert Stunden waren die Passagiere und die Besatzungsmitglieder damals in der Gewalt der Terroristen und damit in permanenter Todesangst, ehe sie in Mogadischu (Somalia) von der GSG 9, einer nach dem Olympia-Attentat von 1972 in München gegründeten Anti-Terror-Einheit des Bundesgrenzschutzes, befreit wurden.
Jürgen Vietor beantwortete in einer offenen Gesprächsrunde alle Fragen der Schülerinnen und Schüler. Seine Antworten waren einerseits sehr lebendig (oft auch mit großartiger Gestik gepaart), andererseits wohlreflektierend und oft auch sprachlich abwägend, was er inhaltlich den Schülern zumuten konnte. Manchmal wurde Jürgen Vietor auch emotional, was mit seiner eigenen Situation damals im entführten Flugzeug zusammen hing. Schließlich war er in drei Situationen während der Entführung kurz davor, erschossen zu werden. Zwei dieser Situationen schilderte Vietor so lebendig, dass man in der Aula eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Die Schülerinnen und Schüler erlebten durch den Besuch von Jürgen Vietor Geschichte live und intensiv. Und das Schönste, Jürgen Vietor sicherte Thomas Schattner zu, dass er gerne zu einer weiteren Fragerunde in absehbarer Zeit nach Homberg kommen würde. Ein größeres Kompliment konnte Vietor der Schüler- und Lehrerschaft der Schule nicht machen; zuvor hatte er nur an einzigen Schule Fragen von Schülerinnen und Schülern beantwortet – und dass war das Gymnasium in Flensburg, wo Vietors Sohn Abitur gemacht hat.
Die Veranstaltung war ein gemeinschaftlich koordiniertes Projekt unserer Schule (Projektleitung: Thomas Schattner) und der Alten Landesschule Korbach (Projektleitung: Johannes Grötecke).
Auch nach der Veranstaltung hatten Schülerinnen und Schüler der Q4 Fragen an Jürgen Vietor: Benita Ritschel, verdeckt Johannes Steube, Anna Fröde, Jürgen Vietor und Simon Beisecker (von links nach rechts)